Lichternacht in unserer Kirche

Lichternacht bei Regens Wagner Holzhausen am 21. Oktober 2023 – Im Altarraum: Frauenchor „Good Vibes“

Lichternacht bei Regens Wagner Holzhausen am 21. Oktober 2023 – Im Altarraum: Frauenchor „Good Vibes“

Die Wände waren stimmungsvoll beleuchtet in Blau und Rot, im Altarraum und entlang den Brüstungen der Emporen flackerten Kerzen. Ein warmes Ambiente umfing die Menschen, die am Samstagabend, 21. Oktober 2023, in unsere Kirche strömten. Sie kamen von überall her, aus unseren Wohnheimen und aus den umliegenden Ortschaften, und füllten den Kirchenraum im Nu bis auf den letzten Platz.

Diakon Thomas Knill hatte eingeladen, Kirche anders zu erleben. Nämlich mit Licht und Musik und mit kurzen Impulsen zum Thema „Mensch“. Sein Wunsch war, mit diesem Konzept auch solche Menschen anzusprechen, die schon länger keine Kirche mehr besucht haben.

Der Rabenchor, in dem viele Klientinnen und Klienten von Regens Wagner Holzhausen mitsingen, hatte zwei Lieder mitgebracht, die mit großer Liebe vorgetragen wurden. Mehrere Musikerinnen und Musiker aus der Region sangen und spielten einzeln oder zusammen an Harfe, Klavier, Orgel, Saxofon und Tenorhorn. Der Frauenchor „Good Vibes“ aus Erpfting zog mit Kerzen in der Hand in die Kirche ein, sang im Kirchenraum klangvoll seine Lieder und bildete beim Auslass ein Spalier mit Kerzenschein, durch das alle Gäste gehen durften. Sozusagen ein Lichtersegen für den Nachhauseweg.

Eineinhalb Stunden dauerte das Programm, das die zahlreichen Gäste auf Bitte von Thomas Knill erst ganz zum Schluss mit Applaus honorieren sollten. Dafür kam der Applaus umso begeisterter und anhaltender. Wir freuen uns, dass die Lichternacht – in gewisser Weise zunächst ja ein Experiment – so gut angenommen wurde. Überwältigt waren am Ende alle: nicht nur das Publikum, sondern auch die Mitwirkenden – und nicht zuletzt Diakon Thomas Knill!

 Mehr Eindrücke

Eigentlich war angedacht, dass alle so kommen und gehen können, wie es ihnen beliebt. Doch es kam anders: Alle trafen pünktlich zum Beginn um 19 Uhr ein – und fast alle blieben bis ganz zum Schluss. Denn es wollte keiner mittendrin nach Hause gehen, dafür war es einfach viel zu schön!

Die Musik: für jeden etwas dabei

Für jeden Geschmack war etwas dabei, die Palette reichte von alter Musik bis hin zum Genre Neues geistliches Lied, umfasste geistliche Gesänge ebenso wie Pop- und Musicalsongs. Die Vielfalt der Klangfarben tat ein Übriges, um den Weg in die Herzen aufzuschließen. Harfe, Saxofon, Euphonium, Orgel und Tenorhorn … welch eine Mischung! Eine Besucherin sagte, sie sei eigens wegen des Tenorhorns gekommen, das höre sie immer wieder gerne und auch diesmal sei es ihr „durch und durch gegangen“. Viele wurden besonders durch die Harfe berührt, wieder andere ließen sich von den fließenden Klängen des E-Pianos bezaubern oder empfanden den Sound des Saxofons als herzerwärmend.

Einen großen Teil des Abends nahm freilich die Vokalmusik ein. Sie machte auch den Anfang, als Bärbel Knill mit einer Kerze in der Hand singend den Mittelgang entlangzog, der Gesang schwebend über dem Bordun (ein tiefer Halteton) der Orgel und sich zuletzt zur Orgelbegleitung entfaltend. Von Bärbel Knill – zusammen mit Daniela Rid an der Harfe – waren im Verlauf des Abends noch das irische Traditional „Down by the Sally Gardens“ und der Barbara-Streisand-Titel „The Rose“ zu hören.

Der Chor „Holzhauser Raben“ hatte sich zwei eingängige Lieder ausgesucht. Unter der Leitung von Marie-Luise Schappert sangen Chormitglieder mit einer ansteckenden Begeisterung und forderten auf, „die Stadt unseres Herrn“ zu bauen, der „Dunkel zum helllichten Tag“ macht. „Lasst uns wandeln in seinem Licht!“ lautete die wiederkehrende Botschaft. Beide Lieder, auch das folgende „Lord of the Dance“, wurden zur Gitarrenbegleitung und in vielen Teilen mehrstimmig vorgetragen.

Auch eine Gruppe aus elf Mitarbeitenden brachte sich unter der Leitung von Anette Böckler mit Chorgesang und einigen Instrumenten ein. Der erste Beitrag – passend zum Thema des Abends – führte anhand der Seligpreisungen aus, welche Werte bei Jesus zählen: einfach leben, Lasten mittragen, lieben lernen, auf Leiden aufmerksam werden, Frieden machen … Ein zweiter Beitrag, mit großer Dynamik musiziert, verlieh einem Wunsch Ausdruck, den aktuell viele Menschen teilen: „Schenk uns Hoffnung, gib uns Licht und Frieden für die ganze Welt!“

Ein Glanzlicht in jeder Hinsicht stellte der Frauenchor „Good Vibes“ aus Erpfting mit seiner Chorleiterin Sabine Hüfner dar. Die Sängerinnen, brennende Kerzen in den Händen, begleiteten den Einzug mit einem blitzsauber einstimmig gesungenen „Ubi caritas et amor“ – Wo Güte und Liebe ist, da ist Gott – und stellten sich entlang der Seitenwände auf.  So umfing der Gesang das ganze Kirchenschiff, weitete sich auf zweistimmig und dreistimmig aus und kehrte schrittweise in die Einstimmigkeit zurück … in einer Reinheit, die ihresgleichen sucht. Viel hatten sie sich einfallen lassen, um die Lichternacht zu bereichern, waren mehrfach von verschiedenen Positionen aus und stets mit brennenden Kerzen in der Hand zu hören.

Zum Nachdenken und Mitnehmen

Um die spirituellen Impulse hatte sich Diakon Thomas Knill gekümmert. Es ist ihm gelungen, sie so auszuwählen und darzubringen, dass sie allen Anwesenden einen Denkanstoß geben konnten.

Wer oder was ist der Mensch?

Dieser Frage ging der erste Impuls nach. Anhand vieler Beispiele wurde deutlich, dass die Antwort ganz davon abhängt, wer sie gibt. Gott sagt zu jedem von uns: Du bist ein Königskind!

Was bin ich wert?

Thomas Knill hatte einen 50-Euro-Schein dabei und stellte die Frage in den Raum, wer ihn denn gerne haben möchte. Nachdem sich alle scheuten, die Hand zu heben, kommentierte er: „Hier sind aber viele reiche Leute!“ Das Lachen aus den Reihen ermutigte ihn, seine Frage ein zweites Mal zu stellen: Wer möchte diesen 50-Euro-Schein haben? Die Rechnung ging auf: Es meldeten sich nun viele. Noch ahnte keiner, worauf der Diakon hinauswollte …

Da stopfte er den Geldschein demonstrativ in die Faust und presste diese fest zusammen. Pickte den Geldschein wieder heraus und hielt ihn hoch: „Jetzt ist er ganz zusammengeknüllt! Möchte ihn immer noch jemand haben?“ Na klar! Und die Ersten ahnten, worauf der Diakon hinauswollte …

Der legte nun den zusammengeknüllten Schein auf den Boden, stieg mit dem Fuß darauf und trat darauf herum. „Und jetzt?“, so seine Frage an die Anwesenden, die das alles gespannt verfolgten: „Mag jemand den zertrampelten, beschmutzten Geldschein haben?“

Viele wussten jetzt, worauf der Diakon hinauswollte. Trotzdem tat es gut, es ausgesprochen zu hören: Jeder Mensch hat seinen Wert. Den behält er, der geht nicht verloren, auch wenn man auf ihm herumtrampelt und ihn mobbt, auch wenn er eine Beeinträchtigung hat.

Welches sind meine Aufgaben und wo ist mein Platz?

Regens Johann Evangelist hat einmal gesagt: „Will Gott eine Taube aus dir machen, so verlange nicht eine Nachtigall oder ein Adler zu werden.“ Viele Menschen hört man klagen, so Thomas Knill: „EIGENTLICH bin ich ganz anders. Ich lebe ständig anders, als ich EIGENTLICH will.“ Wer so tickt, der führe ein „ungelebtes Leben“.

Als bildhafte Verdeutlichung brachte der Diakon ein Zitat von Eckart von Hirschhausen vor: „Wenn du als Pinguin geboren wurdest, machen auch sieben Jahre Psychotherapie aus dir keine Giraffe.“ Was auch immer du anstellst, du wirst nie den totalen Überblick haben und wirst dich in der Savanne nie wohlfühlen. Also, so die Botschaft: Finde heraus, wer du bist und wo du hingehörst! Nicht EIGENTLICH … sondern tatsächlich! Besinne dich auf das Leben und lass dich ein auf den, von dem alles Leben ausgeht und der einen Plan für dich hat.

Psalm 139 sagt: „Ich preise dich, dass ich geschaffen bin so wunderbar, dass wunderbar all deine Werke! Du kennst meine Seele bis auf den Grund, nicht war dir verborgen mein Wesen.“ (Verse 14─15a)

Ein herzliches Dankeschön

an alle, die mitgeholfen haben, dass die Lichternacht in dieser Form stattfinden konnte. Die Mitwirkenden seien hier namentlich gelistet:

Chöre

  • Chor „Holzhauser Raben“ unter der Leitung von Marie-Luise Schappert
  • Frauenchor „Good Vibes“ unter der Leitung von Sabine Hüfner
  • Mitarbeiterchor von Regens Wagner Holzhausen unter der Leitung von Anette Böckler

Solisten und Ensembles

  • Bärbel Knill: Gesang, Tin Whistle und Gitarre
  • Andreas Schmitt: Orgel
  • Otto Seirer: Tenorhorn
  • Günter Morhard: Saxofon 
  • Franzi Echter: Klavier
  • Daniela Rid: Harfe
  • Sabine Hüfner: E-Piano

 

  • Blick von der Empore ins Kirchenschiff – Lichternacht 2023 bei Regens Wagner Holzhausen