„Wisst ihr nicht, ihr seid der Tempel!“ Mit diesem allseits bekannten Lied begleitete die Gemeinde, angeführt vom Rabenchor unter der Leitung von Marie-Luise Schappert, den Einzug der neun Geistlichen mit großer Ministrantenschar. Die Magnusheim-Kirche war gut gefüllt. Eine bunte Festgemeinde hatte sich versammelt: Menschen mit und ohne Behinderung, Dillinger Franziskanerinnen in den vertrauten Schwesternhabits und politische Würdenträger, „Magnusheimer“ und Gäste.
Gemeinsam feierten wir Gottesdienst, um unserem bisherigen Gesamtleiter Ulrich Hauser einen festlichen Abschied und der neuen Gesamtleiterin Simone Kögl ein herzliches Willkommen zu bereiten.
Der Wortgottesdienst beleuchtete aus verschiedenen Perspektiven die biblische Aufforderung „Ihr sollt ein Segen sein“. Dazu las eine Bewohnerin aus dem Alten Testament von Abrahams Berufung, und von Diakon Harald Walter hörte die Festgemeinde das Evangelium vom Salz der Erde und Licht der Welt (s.u.).
Als Bindeglied zwischen beiden Bibeltexten gab es vom Mitarbeiterchor „Fortissimo“ ein bewegendes Lied, das von unseren Aufgaben spricht, „die Welt zu verändern“; die Kraft dafür erhalten wir von Gott, in dessen Händen unsere Gegenwart und unsere Zukunft geborgen ruht.
Die Ansprache übernahm Direktor Remmele. Er versah sie mit der Überschrift „Aufbruch“ und knüpfte damit an Abraham an, der sich in hohem Alter aufmachte, alles Bisherige verließ und der Verheißung folgte, die er von Gott erhalten hatte: Eine reiche Nachkommenschaft, ein neues Land … ja, und eben „Ein Segen sollst du sein.“
Ein Segen für Regens Wagner Holzhausen sei Ulrich Hauser ganz unzweifelhaft gewesen. Er habe viel bewegt, einem der Leitmotive von Regens Johann Ev. Wagner folgend: „Wer uns Arbeit gibt, gibt uns Brot“. So habe er sich dafür eingesetzt, dass Menschen mit Behinderung einer sinnstiftenden Arbeit nachgehen können. Er habe attraktive Arbeitsplätze geschaffen und darauf gezielt, diese zunehmend auf die individuellen Fähigkeiten und Vorlieben abzustimmen. Weil er die Würde jedes Menschen achtet, habe er den Sozialraum erweitert, sich für Öffnung in Richtung Landsberg am Lech stark gemacht und vieles mehr.
Heute gehe es nun um „Aufbruch“. Welch ein verheißungsvolles Wort! Eine gewisse Sehnsucht schwinge darin. Etwa – wie im Fall von Ulrich Hauser – eine Sehnsucht nach neuen Chancen, die man im Ruhestand ergreifen kann. Oder – wie im Fall von Simone Kögl – nach einem neuen Aufgabenfeld, in dem man Dinge bewegen kann.
Aber auch mit „Bruch“ habe man beim Aufbruch zu tun. Nämlich mit dem Bruch des bisherigen Alltags: Wer sich über dreißig Jahre lang mit ganzer Kraft für Regens Wagner Holzhausen eingesetzt hat wie Ulrich Hauser, müsse den Ruhestand zunächst als Bruch erleben. Und auch für die neue Gesamtleiterin werde der eine oder andere Bruch nicht ausbleiben, wenn sie als Vorgesetzte Dinge sagen muss, die dem Gegenüber womöglich unangenehm sind.
Beiden wünsche er für ihren jeweiligen Aufbruch Gottes Segen.
Der zweite Teil des Gottesdienstes gehörte der Eucharistiefeier, gemeinsam zelebriert von allen Geistlichen: Direktor Rainer Remmele, Prälat Karl-Heinz Zerrle, Prälat Konstantin Kohler, Prälat Hans Frieß, Pfarrer Johannes Huber, Pfarrer i.R. Adelhelm Bals, Pater Aurelian Feser, Diakon Thomas Knill und Diakon Harald Walter.
Der Rabenchor brachte mit „Sana sannanina“ ein sehr anrührendes Sanctus-Lied dar, in dem wunderschöne Solostimmen glänzten. Und die Austeilung wurde vom Mitarbeiterchor „Fortissimo“ untermalt mit „Bleib bei uns“ – einem Quodlibet, das noch einmal den Gedanken aufgreift, sich als Segen für die (Um)Welt zu erweisen.
Zu den bewegendsten Momenten des Gottesdienstes zählten die Segensgebete, die über Ulrich Hauser und Simone Kögl gesprochen wurden. Die Ministranten überreichten dazu jedem eine Kerze sowie Brot und Salz. Beide – so der versinnbildlichte Wunsch – sollen auf ihrem weiteren Weg ein Segen sein. Dazu möge Gott ihnen seine Führung geben (Licht) und jeden Tag neu die notwendige Kraft (Brot), sodass sie „Salz der Erde“ sein können.
Mit „Gloria à Dios“ – einem Lied im Call-and-Response-Prinzip zwischen Chor und Gottesdienstbesuchern – wurden die Gäste schwungvoll in den nachfolgenden Festakt entlassen.
vom Gottesdienst, vom Festakt und vom Fest der Begegnung finden Sie auf der Seite „Aktuelle Bilder“ hier in unserem Internetauftritt.
Abrahams Berufung
(Genesis 12,1–5)
(1) Der Herr sprach zu Abram: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde.
(2) Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.
(3) Ich will segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den will ich verfluchen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.
(4) Da zog Abram weg, wie der Herr ihm gesagt hatte, und mit ihm ging auch Lot. Abram war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran fortzog.
(5) Abram nahm seine Frau Sarai mit, seinen Neffen Lot und alle ihre Habe, die sie erworben hatten, und die Knechte und Mägde, die sie in Haran gewonnen hatten. Sie wanderten nach Kanaan aus und kamen dort an.
(Einheitsübersetzung)
Vom Salz der Erde und Licht der Welt
(Matthäus 5,13–16)
(13) Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.
(14) Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.
(15) Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.
(16) So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
(Einheitsübersetzung)